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Tag 198 - 205

 

Endlich wieder Camping

Also ging es nun erst mal Richtung Istanbul. Da ich zuvor in Ankara noch ein Paket losgeschickt habe, hat sich meine Abfahrt verzögert. Ich hatte eigentlich geplant so ca. die Hälfte der Strecke zu fahren und etwas zum schlafen zu suchen und die andere Hälfte am folgenden Tag. Naja, da es bereits nach 100km langsam anfing dunkel zu werden habe ich mich etwas früher nach einem Plätzchen umgeschaut. Denn ich hatte mal wieder richtig Lust auf Camping! Das letzte mal war bereits über 4 Monate her und in der Türkei habe ich sowieso noch gar nicht in meinem Zelt geschlafen.

Gefunden habe ich einen Platz in einem verlassenen Dorf. Wie sich später herausstellte, nicht unbedingt der beste Platz. :D

Die Häuser dort waren alle zerstört. Für mich sah es so aus, als wären sie abgebrannt, denn die Holzbalken waren alle bereits verkohlt. Naja nachdem ich mein Zelt aufgeschlagen hatte und meinen Schlafplatz eingerichtet hatte, habe ich erst mal ein Feuer gemacht. Es war nämlich tatsächlich gar nicht sooo warm. Die Außentemperatur war weit unter 10 Grad und Nachts sogar unter 0!

Als ich am Feuer endlich mal wieder nach einem halben Tag was gegessen habe hörte ich Wolfsgejaule. Ich befand mich quasi in einem Tal von bewaldeten Bergen umgeben. Von allen Richtungen hörte ich nun Wölfe, da kann einem schon mal anders werden. :D

Was habe ich gemacht um mich sicherer zu fühlen? Das Feuer vergrößert! Da die Häuser-Balken schon bereits einmal gebrannt haben, war es leicht sie zu entzünden und sie brannten wie sonst was. Am Ende war meinen kleines Lagerfeuer dann ca. So groß wie mein Zelt. Außerdem hatte ich ständig mein Pfefferspray griffbereit, man weiß ja nie.

 

Nach einer sehr frostigen Nacht habe ich dann beim Frühstück auf dem Boden Jagdmunition gefunden und zwar aus Deutschland. Was man nicht so alles findet. Vielleicht war das wirklich kein guter Ort zum Campen, aber naja hat sich ja niemand dran gestört gefühlt. :D

On the Road

Anschließend bin ich aufgebrochen um nicht zu spät im Istanbul anzukommen. Die Strecke hat auch richtig Spaß gemacht. Es ging direkt kurvig los und die Landschaften waren auch einzigartig, ähnlich wie in Kappadokien. Leider waren die Straßen sehr dreckig (Rollsplitt etc.) und richtig dämliche Spurrillen. Das ist mir schon öfter aufgefallen. Auf vielen Straßen der Türkei sieht es so aus, als wenn manche Autofahrer meinen auf dem noch nicht verfestigen Teer ihr Reifenprofil verewigen zu müssen. Die Spurrillen sind dann einige CM tief. Im Prinzip stört es beim fahren nicht, aber bei Kurven leider sehr wohl. Bin deswegen schon einige Male weggerutscht.

Danke...

 

Nach ca. 1-2 Stunden Fahrt bin ich in einen Polizei Checkpoint geraten. Diese sind in der Türkei eigentlich recht gewöhnlich. Nachdem sie alles geprüft hatten, haben sie Unstimmigkeiten festgestellt. Sie meinten, dass ich zwar legal in der Türkei wäre, aber nicht mein Motorrad. Denn für Fahrzeuge gelte dasselbe „90 Tage Aufenthalt innerhalb von 6 Monaten“. Naja mein Bike war nun schon ca. 4 Monate dort. Das fanden die Beamten natürlich super wichtig, das musste geklärt werden. Ich habe wirklich sehr lange mit den Herren diskutiert. In meinen Augen ergibt es nämlich nicht viel Sinn. Ich bin auch wirklich davon ausgegangen, dass sich der Aufenthalt meines Mopeds an meinen Aufenthalt bindet. Schließlich bin ich ja auch der Fahrzeughalter und stehe in allen Papieren. Naja es war leider nichts zu machen und so durchkreuzten sie meinen kompletten Plan.

Das ganze musste nämlich auf der Stelle geklärt werden, also haben sie meinen Reisepass konfisziert und mich 60KM (in die falsche Richtung!!) zum nächsten Zollamt eskortiert.

Dort wurde ich dann den Zollbeamten übergeben und die Polizisten sind wieder abgehauen.

Im Zollamt wusste man mir auch nicht so richtig zu helfen, ehrlich gesagt, kam es mir so vor, als hätte sie noch nie eine solche Situation gehabt. Nach zwei Stunden und jeder Menge Büroarbeit konnten sie mich wieder gehen lassen. Aaaaber ich musste ca. 50€ Strafe zahlen und mein Motorrad in den nächsten 7 Tagen aus dem Land schaffen. Danke dafür. Das änderte definitiv meine komplette Reiseplanung.

 

Nun war es bereits nach 17:00 und ich hatte immer noch 300KM vor mir. Also beschloss ich den Rest der Strecke über die Autobahn zu fahren, denn ich war genervt, es war bereits dunkel, kalt und es regnete. Gegen 22:00 bin ich dann schließlich in Istanbul eingetroffen. Leider habe ich die komplette Geburtstagsfeier von Ali dadurch verpasst, aber das lag leider nicht in meiner Hand. Ich habe dann nur schnell ein Hostel ausfindig gemacht und mich ins Bett gelegt. Was für ein Tag...

Am nächsten Tag habe ich mich dann schließlich mit Ali getroffen. Es war ein richtig emotionales Wiedersehen! Denn wir waren durch die Zeit in Antalya und Kappadokien richtig gute Freunde geworden. Wir haben unsere eigenen Insider und haben generell immer Spaß miteinander. Er hatte sich riesig gefreut, dass ich ihn besuchen komme. In Istanbul hat er mir so ein bisschen sein Leben und sein Umfeld gezeigt. Aus seinem Reiseziel Türkei wurde nämlich sein Wohnort. Er zeigte mir seine WG, seine Freunde und auch deine neue Freundin. Wir haben viel gequatscht, zusammen gesessen und wir sind sogar in eine Bar gegangen! Warum sogar? Weil die letzten 3 Monate die komplette Gastronomie geschlossen war. Erst eine Woche zuvor durften die Bars etc. wieder öffnen. Und ich kann euch sagen, es war mal wieder richtig schön ein Bier in einer Bar zu trinken!

Nach ein paar Tagen in Istanbul hieß es wieder Abschied nehmen. Aber nicht für immer, wir hatten schon Pläne geschmiedet, dass wir zusammen Bali/Indonesien bereisen möchten.

 

Nächstes Ziel...?

 

Für mich hieß es nun aber erst mal Richtung Europa. In 7 Tagen schien es mir nicht möglich zur Ostgrenze zu fahren, daher hatte ich beschlossen nach Griechenland zu fahren. Ca. 40km entfernt von der Grenze fand ich eine kleine Pension, wo ich beschloss zu übernachten um dann in der früh am nächsten Tag zur Grenze zu fahren.

 

Als ich bei der Grenze war, wurde ich erneut vor Herausforderungen gestellt. Griechenland wollte nur Griechen ins Land lassen. Das wollte ich erst mal so nicht akzeptieren und fragte nach einer Ausnahme und ob es vielleicht doch möglich wäre, da ich ja auch EU-Bürger bin. Aber die türkische Grenzkontrolle war so stur, sie wollten nicht einmal nachfragen. Ist ja im Grunde auch nicht deren Aufgabe, aber wenn drei Beamte rumsitzen und nichts zu tun haben, hätte ich mich an deren Stelle, über eine kleine Aufgabe gefreut und erst recht wenn ich damit jemandem weiterhelfen kann.. :D

Naja letztendlich lotsten sie mich zur Grenze nach Bulgarien und meinten, man könne nur von dort nach Griechenland einreisen.

Hat mir natürlich überhaupt nicht gepasst, denn allein bis nach Bulgarien waren es schon über 200km. Naja nützt ja nichts...

 

Nach einer super langweiligen Fahrt bin ich dann schließlich an der Grenze angekommen. Beim Grenzübertritt wartete dann die nächste Überraschung auf mich. Ich wurde rausgezogen und mir wurde gesagt, dass ich meinen Aufenthalt überzogen hätte und eine Strafe zahlen müsste (Schon wieder?). Das stimmte natürlich nicht. Ich wies auf meinen Antrag hin und, dass ich alles eingereicht, bezahlt, Krankenversicherung abgeschlossen hätte etc.. Der Beamte recherchierte etwas und meinte mein Antrag wäre abgelehnt. Bereits nach so wenig Tagen? Konnte ich nicht glauben und nicht akzeptieren. Er ließ sich überhaupt nicht mit sich reden. Er meinte etweder ich bezahle nun 1800TL (ca. 200€) oder ich bekomme eine Einreisesperre (für 3 Monate). Ich war stinksauer und habe es natürlich überhaupt nicht eingesehen auch noch einen Cent für dieses Land zu bezahlen. Ich habe den Antrag richtig eingereicht und nur weil ich den türkischen Personalausweis noch nicht vorzeigen konnte (da es 2 Monate dauert bis er ausgestellt wird), wollen di schon wieder Geld von mir kassieren. Keine Chance, dann halt die Sperre!

 

Das ganze nochmal kurz zusammengefasst:

 

Ich bin zu lange in der Türkei geblieben, weil ich in Ankara auf einen Termin für die Aufenthaltsverlängerung gewartet habe. Und aus diesem Grund soll ich jetzt Strafe bezahlen?

 

Eben durch Bulgarien

 

In Bulgarien bin ich dann erst mal zur nächsten Grenze nach Griechenland gefahren. Dort wurde mir mitgeteilt, dass lediglich die Grenze „Promachonas“ geöffnet sei. Toll. Dies waren weitere 450km Umweg. Wo kann das denn noch ökologisch sein, wenn man ums ganze Land herumfahren muss um die Grenze zu übertreten.

 

Ich dachte mir also „Ok, dann suche ich jetzt nach einer grünen Grenze.“ Griechenland und Bulgarien sind beides EU-Länder, wie schlimm kann das schon sein? Etwa eine Stunde bin ich ein bisschen im Gelände umhergefahren und habe immer wieder auf die Karte geschaut, wie weit die Grenze noch entfernt ist. Ich war richtig nah dran, vielleicht so 300m entfernt und dann passierte das folgende:

Ja, also diese Pfütze war wohl nicht zu bewältigen. :D Ich habe die Situation aber einfach locker genommen, bin in den kleinen See hineingesprungen und habe mit aller Kraft mein Bike wieder aufgestellt. Nach 3-4 mal versuchen ist der Motor auch prompt angesprungen und ich habe das Moped einfach herausfahren können.

Anschließend musste ich erst mal lachen, was war mir da denn schon wieder passiert? :D Manchmal vergisst mal total zu reflektieren und nimmt gar nicht mehr war, wie verrückt manche Tage eigentlich sind.

 

Einige Minuten später stand die Grenzpolizei hinter mir und fragte mich, was ich denn hier machen würde. Ich redete mich raus, dass ich einen Platz zum Campen suchen würde. Sie reagierten locker und meinten nur, dass ich mich hier nicht aufhalten darf. Außerdem wollten sie meinen Personalausweis sehen. Da ist mir dann auf einmal aufgefallen, dass mein Portemonnaie nicht mehr in meiner Jackentasche war. Panisch durchsuchte ich meinen Tankrucksack und alle anderen Taschen wo es so sein könnte, aber keine Spur. Shit! Hoffentlich war es nicht in den See gefallen.

Nachdem ich mein Bike aus dem schlammigen Gelände rausmanövrierte bin ich dann erstmal direkt zur Grenze gefahren, wo ich zuvor war. Gott sei Dank! Dort war es, da habe ich nochmal Glück gehabt.

 

Nach dem ganzen Trubel habe ich dann beschlossen in den sauren Apfel zu beißen und doch den weiten Weg zu der Grenze auf mich zu nehmen. Ich fuhr also bis in die Dämmerung um am nächsten Tag nicht so viel fahren zu müssen, schlug mein Camp auf und startete am nächsten Tag schon um 7:00 in der Früh. Vor mir standen einige Stunden Fahrt und ich wollte gegen Mittag bereits an der Grenze sein um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. An der Grenze hat man dann gesehen, was die Folge ist, wenn nur eine Grenze offen ist. Ca. 10KM standen die LKW im Stau und warteten auf ihren Grenzübertritt. Mich betraf das nicht, ich konnte einfach durch fahren und musste lediglich 10 Minuten warten, bis ich dran kam. An der Grenze musste ich dann einen Corona-Schnelltest über mich ergehen lassen. Nachdem ich dann das Ergebnis (natürlich Negativ) hatte konnte ich rein ins Land.

 

Was war das denn bitte für ein Film? Puh, aber endlich geschafft!

Willkommen in Griechenland. 🇬🇷

 

Hier sind die Fotos des kleinen Abenteuers:

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