Tag 31 - 44
Einmal über null

Moritz sein Moped ist nun wieder neu.
Er hat die 100.000km geknackt und nun beginnt der Kilometerzähler wieder bei null. Also ist es quasi werksneu. :D
Verfahren
Wir sind beim Grenzübertritt etwas in Eile gewesen, da ich für ein Skype-Meeting mit meinem Gitarren-Lehrer verabredet war. Weswegen ich übrigens unter anderem die Gitarre dabei habe. :D
Leider haben wir komplett ausgeblendet, dass Serbien nicht Mitglied der EU ist und wir dort somit auch kein mobiles Internet haben. Nachdem dann mein komplettes SIM-Guthaben aufgebraucht war (übrigens: 12€/MB, frech oder?!) haben wir es dann auch gecheckt.
Also lange Rede kurzer Sinn: Ich habe mich dann von Moritz getrennt um auf die Suche nach WIFI zu gehen, während er einkaufen gegangen ist.
Nach etwa einer Stunde Fahrt durch Schlamm- und Sandwege, bin ich dann irgendwann in der nächstliegenden Stadt gelandet. Als ich etwas verloren vor ein paar Bars stand und hoffnungslos versucht habe meinen Gitarrenlehrer zu erreichen, wurde ich auch schon von Johnny mit perfektem Deutsch angesprochen. Er fragte was ich denn suche und bat mich mit an seinen Tisch zu seiner Bikergruppe zu kommen. Dort wurde dann auch prompt Bier ausgegeben und wir haben uns unterhalten.
Im laufe des Abends stellte sich dann heraus, dass er 12 Jahre in Österreich als KFZ-Mechaniker gearbeitet hatte und daher auch so gut deutsch kann. Bam! Perfekt für uns! Denn Moritz sein Hauptständer war in Polen gebrochen und er schleppte ihn seitdem auf dem Gepäckträger mit.
Ich erzählte ihm, wo wir unser Camp aufgeschlagen hatten. Er meinte er kennt den Ort und kann mich dorthin führen.
Super dachte ich, denn ich wusste den Weg nicht mehr zurück. :D
Vor Ort schaute er sich den Ständer an und wir verabredeten uns für den nächsten Tag auf einen Kaffee.
Die Welt ist klein

Am nächsten Tag haben wir zunächst in der Stadt nach einem Geldautomaten gesucht, damit ich mich für das Bier revanchieren konnte. Auf einem Parkplatz wurden wir dann erneut auf deutsch angesprochen: „Ach neeee, was macht ihr denn hier?“
Zwei Wuppertaler sind wegen unserer deutschen Kennzeichen auf uns aufmerksam geworden. Baki, gebürtig aus Serbien und sein Nachbar Markus waren in Serbien um nach dem rechten in Bakis Haus zu schauen. Auf dem Parkplatz noch, wurden wir eingeladen mit in seinem Haus zu schlafen. Super gastfreundlich! Wir hatten uns für abends bei ihm verabredet, da die beiden gerade erst über die Grenze gefahren waren und nach ca. 15h Fahrt sich erst mal ausruhen mussten.
Passte perfekt, denn wir waren ja noch mit Johnny verabredet.
Nach einem Kaffee in seiner Stammpizzeria sind wir zu dritt zu der Werkstatt seines Freundes gefahren. Dort wurde dann mit zwei perfekten Schweißnähten Moritz Hauptständer wieder zusammengeflickt.
Der Mechaniker kam aus dem Staunen über unsere Mopeds gar nicht mehr raus und Fotografierte jede „Modifikation“.
Nach einem Eis verabschiedeten wir uns von Johnny und fuhren zu Bakis Haus.
Dort haben wir den Abend dann mit Bier und selbstgebrannten Quittenschnaps ausklingen lassen. Der Quittenschnaps hatte laut Baki über 60%, alter Schwede, der hat gut gewärmt!
Mehr Platz
Am nächsten Morgen war etwas Arbeit angesagt. Denn wir hatten unsere Hilfe angeboten, den Schutt eines alten Stalls wegzuräumen, damit Gänse auf eine andere Weide können. Das war leicht und schnell gemacht. Die eigentliche Herausforderung war es, den Gänsen beizubringen, dass sie nun die neue Weide beteten können. Dazu mussten wir sie zu fünft etwas in die richtige Richtung lenken. Hat aber nach einiger Zeit auch hingehauen.
Termalna Banja Pačir

Nachdem das geschafft war sind wir vier gemeinsam zu einer Therme mit heilendem Quellwasser gefahren. Baki meinte zu uns, Leute aus ganz Europa kommen an diesen Ort nur um in diesem Wasser zu baden.
Das Wasser kommt aus einer Tiefe von 1400m und passiert auf dem Weg nach oben einige Gesteinsschichten wodurch es mit einigen Mineralien angereichert wird. Natrium, Jod, Sulfat, Brom u.v.m. tragen zu der heilenden und immunsystem-stärkenden Wirkung bei.
Außerdem erhält dadurch das Wasser diesen einzigartigen Farbton.
Tolle Erfahrungen und meine Empfehlung an jeden, der zufällig mal im Norden Serbiens unterwegs ist.
Leider ist aber auch in diesem Land die Müllentsorgung ein großes Problem. Viele Bürger werfen den Müll einfach so auf die Straße oder in die Natur. Das kommt aber auch daher, dass vom Staat kein vernünftiges System geboten wird. Von vielen wird daher auch der Müll auf illegalen Müllkippen, wie dieser hier, abgeladen:
Belgrad von oben

Wir wollten uns auf jeden Fall auch noch die Belgrad-Region ansehen und da Baki jemanden dort kennt sind wir alle dort gemeinsam am nächsten Tag hingefahren. Ein Pferdeclub mit Unterkunft. Ca. 5-10km vom Zentrum entfernt, perfekt für uns.
Den Abend haben wir wieder mit Bier, etwas Selbstgebranntem und Kartenspielen ausklingen lassen.
Am nächsten Tag musste Moritz erneut eine Werkstatt aufsuchen, da der Ansaugstutzen des Vergasers rissig war und sein Moped ständig Fehlzündungen machte. Ich bin in der Zeit mit Baki, Markus und dem Clubbesitzer losgezogen um die Aussicht vom Turm „Avala“ zu genießen. Von dort kann man über ganz Belgrad schauen, hat dabei einen super Blick auf den Verlauf der Donau und kann sogar bis zum Balkangebirge schauen. Wahnsinn!
Wie man in Serbien feiert

Bei der Werkstatt wurden wir von dem Sohn einer der Mechaniker zu seinem 18. Geburtstag eingeladen. Da das mit dem Abholen aber leider nicht so geklappt hat und wir keine Ahnung hatten wo der Geburtstag stattfindet, sind wir zusammen mit dem Clubbesitzer und seiner Tochter nach Belgrad gefahren um uns dort etwas umzuschauen. Dort sind wir zunächst nur etwas herumgeschlendert und irgendwann in einem Billiardclub hängen geblieben.
Im laufe des Abends erreichte Moritz dann das „Geburtstagskind“ und wir konnten nun doch noch zum Geburtstag fahren. Nach der dritten Partie haben wir uns in ein Taxi gesetzt und dem Fahrer die Adresse gezeigt.
Gegen 23:00, ca. 5h nach Beginn der Feier, sind wir dann auch mal eingetroffen. Kaum sind wir eingetreten wurden wir auch schon zu freien Plätzen geführt und der ganze Tisch war einfach voll mit Essen! Wow, was für ein Empfang! Für Livemusik hat eine kleine Band, bestehend aus Sängerin, Sänger und Keyboarder, gesorgt. Hauptsächlich traditionell serbische Musik, es war für uns richtig interessant mal eine Feier komplett unter Einheimischen zu erleben. Eine komplett eigene Kultur, mit kaum Westeuropäischen Einfluss.
Obwohl wir dort eher mäßig reingepasst haben, wurden wir super aufgenommen. Wir haben bis spät in die Nacht mit den Serben getanzt und hatten richtig Spaß.
Immer sobald unser Bier fast leer war, stand ein Kellner vor uns und drückte uns ein volles in die Hand - so einen Service würde ich mir auch für deutsche Bars wünschen. :D
Nach ein paar Fotos mit dem Geburtstagskind und seinem Vater wurden wir zurück zum Pferdeclub gefahren, wo wir dann erst mal kräftig unseren Rausch ausschlafen mussten.

Der nächste Tag brachte dann eine ganz neue Erfahrung für mich. Ich saß zum ersten Mal auf einem Pferd! Wir haben uns auf dem Pferd von zwei absoluten Reitprofis auf den Pferden herumführen lassen. Moritz und ich können nun auf jeden Fall absolut nachvollziehen, warum Reitunterricht so nötig ist.
Das war der Abschluss für Belgrad.
Zuvor (noch in Ungarn) hatte ich Kontakt zu Dragan, ein Arbeitskollegen meines letzten Jobs, aufgenommen. Dragan ist gebürtiger Serber, aber lebt bereits seit vielen Jahren in Deutschland. Jedoch hat er noch ein Haus in Serbien, welches er uns einfach so für ein paar Tage angeboten hat. Wow! Sowas erlebt man nicht alle Tage. Das Haus steht in Kruševac, in Zentralserbien. Von da aus kann man super Tagestouren machen um sich Sehenswürdigkeiten anzusehen oder einfach in die Berge zu fahren. Da dies eine so einmalige Möglichkeit zu sein schien, haben wir das Angebot angenommen.
Also ging es erst mal nach Kruševac. Von einem benachbarten Familienmitglied haben wir dort den Schlüssel erhalten. Siehe da, tatsächlich ein ganzes Haus nur für uns. Mit Dusche, Küche, Betten, Waschmaschine, WLAN und allem was man sonst noch braucht. Geil!
Wandern oder doch lieber Off-Road Motorrad fahren?

Am nächsten Tag ging unsere erste Tagestour erst mal in ein nahegelegenen Gebirge. Wir hatten Lust zu wandern. Jedoch haben wir dort leider keine richtigen Wanderwege auffinden können, sodass aus dem Wanderausflug ein mehrstündiges Off-road-Gemetzel durch den Wald wurde. Macht auch Spaß, aber ist halt kein Wandern. :D Also wurde der Ausflug auf den nächsten Tag verschoben.
Abgerundet wurde der Tag mit einem Abendessen am Celije See.
Zum wandern sind wir am folgenden Tag zu den Kopaonik Bergen gefahren. Dies sind die höchsten Serbiens (ca. 2000m) und liegen ganz südlich, direkt an der Grenze zu Kosovo.
Blöderweise haben wir nicht daran gedacht, dass es im diesem Höhen schon etwas kühler ist und das erst recht im Oktober. Wir hatten zwar lange Sachen unter unserer Kombi an, aber die Kombis haben wir erst gar nicht ausgezogen und sind darin einfach losgestiefelt.
Zunächst sind wir noch dem Wanderpfad gefolgt, aber irgendwann endete dieser leider, sodass wir einfach irgendwelche Wege weitergegangen sind. Die Wege werden dort wohl nur in den Touristischen Zeiten auf Vordermann gebracht. Jedenfalls standen wir zwischendurch vor meterbreiten Pfützen, 0,5m tiefen Matschspurrillen oder neu entstandenen Bächen, die den Weg kreuzten. Aber das macht das ganze ja nur spannender. Wir hatten unseren Spaß. :D
Vrnjacka Banja

Unsere letzte Touri-Aktion sollte dann noch eine Stadtbesichtigung sein. Und zwar ging es nach Vrnjačka Banja, den populärsten Kursort Serbiens.
Es ist vor allem durch die vielen Parks schön dort. Außerdem ist die Stadt auch für ihre Mineralquellen bekannt.
Bummeln kann man in der City auch sehr gut. Wir haben dort frisch gerösteten Kaffee gekauft und waren in einem Unverpackt laden, wo wir richtig leckeres Müsli und selbstgemachten Nuss-Honig gekauft haben. Solche Läden muss man einfach unterstützen! :-)
Nach einem kleinen Snack sind wir dann auch schon wieder zurück zum Haus gefahren, denn wir waren dort verabredet.
Freunde von Freunden

Dragan hatte seinen besten Freund kontaktiert um uns ein leckeres Abendessen vorbeizubringen. Diese Gastfreundschaft ist wirklich unschlagbar!
Manny kam mit seinem Sohn Aleksey vorbei. Mit den beiden haben wir uns auf Anhieb super verstanden. Es wurde den ganzen Abend gequatscht, Karten gespielt und Bier (aus 2L Flaschen!) getrunken.
Wir hatten uns auch schon direkt für den nächsten Tag verabredet, denn wir waren so begeistert von dem Gemüse, was die beiden mitgebracht hatten und im laufe des Abends hat sich herausgestellt, dass das Gemüse von Manny’s eigenem Marktstand ist. Dort wollten wir ihn am nächsten Tag auf jeden Fall besuchen, auch um etwas Gemüse zum kochen mitzunehmen.
Da die beiden am Nachmittag zu einem Geburtstag eingeladen waren, hatten Moritz und ich beschlossen den Tag mit ein paar Partien Billiard zu beenden.

Für den letzten Abend in Serbien haben wir uns nochmal mit Aleksey und seinem Freund Dimitrije verabredet um einen gemütlichen Risiko-Abend zu veranstalten.
Hier gab es auch wieder das Bier aus den 2L-Flaschen, scheint hier so üblich zu sein. :D
Super Abschluss für Serbien.
Serbien, ich vermisse dich jetzt schon!
Die Gastfreundlichkeit der Menschen dort war einfach einzigartig. Man wurde einfach ständig eingeladen, jeder wollte einen zu Gast haben.
Für mich war das auf jeden Fall nicht der letzte Besuch in Serbien...
Hier sind die Bilder:
Kommentar schreiben
Naahalie (Mittwoch, 14 Oktober 2020 12:33)
Wie viele tolle Menschen ihr schon kennengelernt habt! ��♀️
Moritz&Niklas (Donnerstag, 15 Oktober 2020 21:35)
Oh ja! Die Menschen, die man trifft machen die Reise erst so richtig einzigartig. :-)
Rüdiger & Anja (Mittwoch, 28 Oktober 2020 17:26)
Hallo ihr beiden, tolle Berichte von euch und wir haben uns sehr über eure Karte gefreut �
Hoffentlich könnt ihr eure Route unbeschwert weiter fahren, denn die Corona Zahlen steigen derzeit sehr heftig.
Glück auf und schöne Grüße aus der Heimat ✌
Moritz&Niklas (Sonntag, 01 November 2020 17:35)
Hallo Anja und Rüdiger,
freut uns, dass die Karte euch erreicht hat. :-)
Wir meiden die Gebiete und Länder mit den hohen Zahlen und kommen so ganz gut durch. :-)
Liebe Grüße zurück aus der Türkei